Wissenswertes

1. Allgemeine Angaben über die Ortschaft

Der Ort Gisingen liegt im Südwesten des Saarlandes auf ca. 330 m Höhe und wird von den Höhenzügen Scheidberg (387,5 m) im Süden und Gallenberg (376,9 m) im Westen begrenzt. Die besondere Beschaffenheit des Bodens ist durch den Muschelkalk gekennzeichnet.

Seit der Gebietsreform im Jahre 1974 ist Gisingen einer von 10 Ortsteilen der Großgemeinde Wallerfangen und zählt heute ca. 820 Einwohner und stellt somit heute den drittgrößten Ortsteil dar. Gisingen ist durch die L II.O. 355 über den Nachbarort St. Barbara an den Gemeindehauptort Wallerfangen angebunden. Auf Grund seiner topografischen Lage nennt man Gisingen auch das „Tor zum Gau“.

Urkundlich erwähnt wurde der Ort zum ersten Mal im Jahre 1140 unter dem Namen Guisinga, wobei das keltische Wort Guisne oder Guise bedeutet: plötzlich hervorbrechendes Wasser. Die Gemarkung Gisingen ist reich an Quellen und feuchten Stellen. Auch der Weinbach, der bei Ihn in den Ihner Bach fließt, entspringt in seinen Wiesen. Der Auenbereich des Weinbachs sowie zahlreiche für den Gau typische Streuobstwiesen schaffen ein abwechslungsreiches und attraktives Bild um den Ort.

Eine Besonderheit Gisingens stellen vier alte Bauernhäuser im Verlauf der Straße „Zum Scheidberg“ (alter Ortskern) dar, die allesamt unter Denkmalschutz stehen. Es handelt sich hierbei um typisch lothringische Bauernhäuser, die sehr charakterisch für diesen Raum des Saarlandes sind und nur noch sehr selten auf dem oberen Saargau anzutreffen sind. Eines dieser Häuser ist das „Haus Saargau“, das vom Landkreis Saarlouis beispielhaft saniert wurde und ein bäuerliches Museum mit einem stilgerecht angelegten bäuerlichen Garten beheimatet.

Die Bewohner Gisingens waren stets fleißig, aber ebenso gottesfürchtig und fromm. Zu dem einstigen Meierhof Gisingen gehörte immer schon eine Kapelle. Von 1303 bis 1330 war sogar ein Andreas von Gunsingen Pfarrer von Bedersdorf. Die seit 1743 erwähnte Dorfkapelle, zur Pfarrei Bedersdorf gehörend, wurde 1959 / 60 durch einen Neubau ersetzt, dessen feierliche Einweihung am 16.10.1960 stattfand. Diese neue Kirche, die wie die alte Kapelle dem Hl. Andreas geweiht ist, wurde 1971 vom Bischof von Trier zum neuen Pfarrsitz mit den Filialgemeinden Kerlingen, Bedersdorf und St. Barbara ernannt.

Seit dem 1.9.1976 verfügt Gisingen über einen Kindergarten, der heute für 75 Kinder aus Gisingen und der Umgebung Platz bietet. Zu Beginn des Schuljahres 1997/1998 wurde die ehemalige Grund- und Hauptschule, dann Sekundarschule zur Grundschule mit ausgelagerten Räumen der ERS Wallerfangen umgewandelt. Seit Herbst 2005 besuchen alle Grundschulkinder der neun Gaudörfer die Grundschule in Gisingen, da die übrigen Grundschulen geschlossen wurden. Beim Schulfest am 07.06.2008 wurde der neue Schulname, der von der Eltern- und Lehrerkonferenz ausgewählt wurde vorgestellt:

„Grundschule Gisingen – Auf dem Muschelkalk“.

Nicht zu vergessen ist die Anlage des Golfclub Saarbrücken , die mit zu den schönsten im Saarland gehört. Gisingen besitzt den einzigen Rasensportplatz auf dem Gau.

Seit dem 5.8.2000 besitzt Gisingen ein Ortszeichen, welches von dem Heraldiker Horst Kohler angefertigt wurde, Beschreibung und Begründung anbei.

2. Geschichte

Besiedelt war unsere Heimat schon sehr früh. Funde aus der mittleren und jüngeren Steinzeit (10.000 bis 3.500 v.Chr.) belegen dies. In der Zeit der Römer (58 bis 51 v.Chr.) führte eine schon von den Kelten benutzte Straße in Nord-Süd-Richtung über den Gau: von Berweiler über Gisingen nach Siersburg-Büren. Eine zweite Straße verlief über Oberfelsberg, Gisingen, Niedaltdorf nach Sierck.

Der Herrschaft der Römer wurde in der ersten Hälfte des 5. Jhd. n.Chr. durch den Einfall der Franken ein Ende gesetzt. Der Gau wurde vom Gaugrafen, einem königlichen Beamten des Königs Karl der Große verwaltet. Siedlungsnamen mit der Endung „-ingen“ weisen oft auf die Siedlung eines Edelmannes hin, der dort mit seiner Sippe wohnte.

Gisingen entstand aus einem adligen Meierhof, der in einer Urkunde vom 13.03.1140 durch den Erzbischof Adalbero von Trier erstmals erwähnt wurde. Im 13. und 14. Jhd. Nannte sich ein Rittergeschlecht nach der Siedlung „von Gunsingen“.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf fast vollständig zerstört. Um Gisingen herum waren neben sehr ertragreichen Feldern auch große Waldgebiete, der um das Jahr 1703 zum großen Teil gerodet wurde. Mit den freigelegten Ackerflächen entwickelte sich nach und nach auch wieder die Bevölkerungszahl. So stieg die Einwohnerzahl von 4 Haushaltungen im Jahre 1702 auf 54 im Jahr 1821 mit 234 Einwohnern. Das Dorf zählte u.a. 42 Pferde, 83 Rinder und 85 Schafe.

Mit dem Zufall Lothringens 1766 an Frankreich kam auch Gisingen zur Französischen Krone bis zum Jahre 1815. Durch den 2. Pariser Frieden von 1815 wurde unsere Region an Preußen abgetreten und die Ostgrenze Frankreichs wurde so festgelegt, wie sie heute noch besteht.

Mittlerweile wurde Flachs- und Hanfanbau im Ort betrieben. Einige Missernten brachten die Bewohner wieder an die Armutsgrenze. Durch weitere Rodungen des Waldes wurde noch mehr Ackerland gewonnen. Das Aufkommen der Industrie in Wallerfangen und Dillingen trug dazu bei, dass es um die Jahrhundertwende wieder aufwärts ging. Im Jahr 1890 öffnete im Dorf das erste Kolonialwarengeschäft im heutigen Haus Saargau.

Die beiden Weltkriege wüteten im Ort. Im 2. Weltkrieg mussten die Bewohner von Gisingen zweimal innerhalb von 5 Jahren ihr Heimatdorf verlassen, 1939 und 1944. In beiden Kriegen waren über 75 Gefallene und Vermisste zu beklagen.

Das ehemalige Bauerndorf Gisingen entwickelte sich im Laufe der letzten 100 Jahre zunächst zum Arbeiter – Bauerndorf und ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts zum Arbeiter – Handwerkerdorf.

3. Sehenswürdigkeiten

Wegekreuze:

ältestes erhaltenes Wegekreuz steht in der „Kasheck“ mit der Jahreszahl 1807.

Inschrift:

Hier ist verstorben
Johanes Cavelius
Am 26. Merz 1807

Leitersteiner Born

Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wird der Leitersteiner Born urkundlich erwähnt.

Er spielt in der Geschichte des Dorfes eine wichtige Rolle. Er war vielen Generationen un-ersetzlicher Wasserspender. Neben dem  „Tutenborn“ im Dorf lieferte er bis zur Versorgung Gisingens mit fließendem Wasser, d.h. bis zum Bau der Wasserleitung in den Jahren 1935/36 Mensch und Vieh Trinkwasser und diente als Waschbrunnen. Aus den beiden großen Sandsteintrögen schöpften die Gisinger zu allen Jahreszeiten ihr Trinkwasser, hierhin führten sie Vieh zu Tränke, hier trafen sich die Frauen zum Waschen der Wäsche.

Auch in den trockensten Sommers versiegte die Quelle nie, in den eisigsten Wintern fror sie nicht zu. Es ist erwiesen, dass ihr Wasser um einige Grad wärmer ist als z.B. das Wasser des Tutenborns. In früheren Zeiten war der Born vom Dorfe her auf einem befestigten Weg selbst mit Fuhrwerken zu erreichen, und zwar über den Lehrborner Weg, von dem aus etwa 100 m vor Eintritt in den Wald nach links ein gepflasterter Weg zum Leitersteiner Born führte. Heute ist er von Gestrüpp überwachsen.

Das ablaufende Wasser der Quelle bildet, da es sehr kalkreich ist, nach wenigen Metern sehenswerte Kalktufftreppen, kleine Wasserfälle, die ein schützenswertes Naturdenkmal darstellen. Alles in allem stellt der Leitersteiner Born mit seinem Umfeld ein Kulturgut  hohen Ranges dar. Er verdiente es, aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht zu werden.

Bauernhausmuseum „Haus Saargau“

Das Lothringer Bauernhaus ist durch typische Merkmale gekennzeichnet:

Dacheindeckung mit Flachdachziegeln „Mönch und Nonne“

Luftluken im obersten Geschoss

Drei hintereinander liegende Räume im Wohnteil, der mittlere Raum ist ohne Fenster

Das Haus Saargau wurde vermutlich vor 1750 im Auftrag des Klosters Fraulautern erbaut.

Ein vor dem Haus gepflanzter Birnbaum aus dem Jahre 1830 gilt als ältester erhaltener Hausbaum im Kreis Saarlouis.

Seit dem Jahre 1998 wird das Haus als Bauernhausmuseum genutzt mit altlothringischen Möbeln aus der Sammlung des Pfr. Louis Pinck (1873 – 1940). Es beheimatet außerdem in Infozentrum des Naturpark Saar – Hunsrück und ein Büro der Tourist – Information des Landkreises Saarlouis. Dazu gehört ein Bauerngarten, stilgerecht angelegt mit einer Auswahl von über 150 Pflanzen, die eine lange Tradition als Heilpflanzen, Küchenkräuter oder eben typische „Bauerngartenblumen“ haben.

Im Jahr 2006 wurde der Garten überarbeitet und gehört seitdem zum Ensemble  „Gärten ohne Grenzen“.  Seit 2007 werden im Haus Saargau auch standesamtliche Trauungen vollzogen, die sich bei diesem tollen Ambiente immer größerer Beliebtheit erfreuen.

4. Touristische Möglichkeiten

Das Haus Saargau bietet neben der Möglichkeit zur Besichtigung des Bauernmuseums und des Bauerngartens noch andere Angebote im Laufe des Jahres:

Ausstellungen und Vernissagen bekannter Künstler, Lesungen, Matinées, Kurse der Volkshochschule, Dauerausstellungen mit wertvollen Bügeleisen und Takenplatten.

Zahlreiche Wanderwege kreuzen Gisingen, so z.B. der Saarlandrundwanderweg, der Saar-Rad-Weg, der Lothringer Häuserweg, der Alte Römerweg u.a.. Zum Verweilen und Stärken lädt das Restaurant „Gisinger Pilsstube“ ein, welches durch seine gute Küche bekannt ist (Ruhetag Mittwoch).

Der Golfplatz mit seiner 18-Loch-Anlage bietet auch für Durchreisende und Urlauber Schnupperwochenenden zu günstigen Preisen an.

Die attraktive Landschaft, die Ruhe und die gesunde Luft locken jährlich viele Besucher und Wanderer auf die sonnigen Gauhöhen (die Wetterstation Berus misst die meisten Sonnenstunden Deutschlands).

5. Das Brauchtum

– Fronleichnam

Prozession durch den ganzen Ort zu vier mit Blumenteppichen geschmückten Altären

– Kirmes

am 2. Sonntag im Juli, buntes Kirmestreiben auf dem Festplatz über vier Tage, Beerdigung des Kirwenhannes an Kirmesdienstag

– Powai – Feschd am Haus Saargau

am ersten Septemberwochenende, Darbietungen alter Bräuche, historische Modenschauen, Mundart in moselfränkischer Sprache, besondere Ausstellungen im Haus Saargau,  Tanz off dem Powai mit guten Bands, Original Gisinger Lyonerpfanne, geröstete Maiskolben und Grünkernfrikadellen

– Martinsumzug

am 11. November, Andacht in der Pfarrkirche, Martinszug mit Roß und Reiter zum Festplatz, Abbrennen des großen Martinsfeuers bei Brezeln, Tee und Glühwein

– Adventsmarkt am Haus Saargau

am 1. Adventssonntag, klein aber fein in den historischen Gemäuern des Haus Saargau, ausgewählte Aussteller mit Handwerkskunst und Erzeugnissen aus der Region, Tiere zum Anfassen und Streicheln, Besuch des Nikolauses, kulinarische Genüsse angeboten von Gisinger Vereinen, Ausklang bei Musik und Fackelschein

6. Sonstige Informationen

Früher   ……..

Kam der Heringsmann.

Wenn im Winter ein helles Glöcklein zu hören war und eine dunkle Stimme „Hering, Hering“ rief, dann war er da – der Heringsmann.

In einer langen blauen Schürze, die er um die warme Kleidung gebunden hatte, stand der stets gut gelaunte schnauzbärtige Mann an seinem weiß gestrichenen Wägelchen, vor das ein mittelgroßer grauer Hund gespannt war. Mit einer Holzzange nahm er die Heringe aus einem Holzfass und legte sie den Kunden in die mitgebrachten Schüsseln. Sie waren eine sehr preiswerte Freitagsmahlzeit, denn wer freitags Fleisch gegessen hatte, musste es bei der nächsten Beichte bekennen.

Eine andere Jahreszeit, der Sommer: der gleiche Mann, das gleiche Wägelchen, der gleiche Hund. Der Eismann war da, jetzt in weißer Schürze. Er brauchte nicht oft zu rufen: „Der Eismann ist da!“, stets war er umringt von großen und kleinen Kindern.

Nur wenige konnten sich eine Portion Eis für 10 Pfennige kaufen. Die anderen halben dem Eismann und dem Hund, schnell den tropfenden Wagen über den holprigen Scheidbergweg zu bringen, wo es dann eine Gratisportion Eis gab. Dann ging es bergab  nach Kerlingen.

Wie sein Name war, wusste niemand, aber man wusste: Im Winter kam er wieder, als Heringsmann.

Heute    …..

Sind einige Dienstleistungsfirmen und Gewerbebetriebe in Gisingen beheimatet, u.a.:

Gärtnerei Harro Wilhelm, Schreinerei und Bestattungen Thomas Ritter, Hoch- und Tiefbaufirma Rupp, Metallschleiferei Dieter Görs, Gips und Verputz Roman Monter, Kunst- und Antiquitätenladen Petra Fritz, Tierarztpraxis Dr. Kerstin Voswinkel, Fahrschule Berweiler, Crea-Licht Werbeanlagen Theobald, Schnapsbrennerei Buchheit,  mephistoH Musikproduktion Herry Schmitt.

Das Restaurant „Gisinger Pilsstube“, das Gasthaus Bauer und das Clubhaus am Sportplatz bieten sich auch an für Familien- und Vereinsfeiern.

Mit fast 20 kultur- und sporttreibenden Vereinen, die durch unterschiedliche  Veranstaltungen im Jahresverlauf auf sich aufmerksam machen, verfügt Gisingen über ein ausgeprägtes Vereinsleben. Dies sind u.a.

Madrigalchor Gisingen, Theatergruppe des Madrigalchores, Musikverein Gisingen – St.Barbara, Freiwillige Feuerwehr Gisingen mit Jugendfeuerwehr, VfB Gisingen 1954 e.V. mit AH und Jugendmannschaften, Obst- und Gartenbauverein, Bouleclub, Dorfgemeinschaft, Deutsches Rotes Kreuz, Frauenturnverein mit Aerobicgruppe und Kinderturnen, Katholische Frauengemeinschaft, Tanzsportclub Gisingen (Gardetanz), Spielkreis „Pippi Langstrumpf“, Geselligkeitsverein „Gute Laune“, Förderverein der Grundschule, Unterhaltungskapelle „Die Scheidbergmusikanten“, Fanclub „1.FC Saarbrücken“, Fanclub „Schalke 04“

Mehr über die Geschichte des Dorfes und seiner Region, seiner Vereine und seiner Menschen kann man in dem  Heimatbuch des Autors Wolfgang Kremer „ Gisingen – Unser Dorf und seine Geschichte“ nachlesen.

7. Persönliche Meinung zum Ort

Eine Liebeserklärung einer ehemaligen Gisingerin an ihr Dorf bringt es auf den Punkt:

Unser Dorf

Heimat für Generationen
Erde in festen Grenzen

Anker im Muschelkalk

Viel Himmel zu sehen

Und zu spüren

Das Wissen der Ahnen

Noch nicht vergessen
Anspruch auf Zukunft
Auf Frieden und Stille

Ein Dorf wie kein anderes

Mit eigener Sprache
Mit eigenem Geist.

Von Maria Fontaine geb. Mathis, Saarlouis

8. Kontaktadresse

Astrid Matyssek
Im Steinecken 23
66798 Gisingen
Tel.     06837 / 1604
Fax     06837 / 909734

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